Einander zuhören. Sich gegenseitig neue Impulse geben und die Kraft des Netzwerks nutzen. Es sind fortschrittliche Ideen, die Schwäbisch Haller Unternehmer und Honoratioren zu Beginn der Zwanzigerjahre bewegen – des letzten Jahrhunderts wohlgemerkt. Ideen, die auch heute, in den hochmodernen Unternehmen des 21. Jahrhunderts, noch ihre Gültigkeit haben und in die Zukunft fortwirken.
Man trifft sich in der „Samstagsgesellschaft“, so der Name der Vereinigung – und interessant ist auch die Art der Verabredung: „S.G. heute im Adler“ oder „S.G. heute in der Rose“ lauten Kleinanzeigen, die den Eingeweihten den Ort des jeweiligen Treffens bekanntgeben.
Teil dieses besonderen Kreises: Otto Bühler, gebürtiger Esslinger Jahrgang 1878, Kaufmann und Teilhaber der Teigwarenfabrik Bebion & Spitznagel, den ernsthafte Sorgen umtreiben. Wie lange lassen sich in Zeiten hoher Inflation Teigwaren noch rentabel herstellen und verkaufen? Sehr wahrscheinlich war es im Rahmen eines Treffens eben jener „S.G.“, als ihm der befreundete Unternehmer und Uhrmacher Wilhelm Stirn den entscheidenden Tipp gab: Abfüllwaagen! Abfüllwaagen?
Ein weiser Rat, denn es herrscht akuter Mangel an tauglichen Geräten. Und gerade in schwierigen Zeiten achten Hersteller wie Kunden auf peinlichst genau abgewogene und abgefüllte Waren wie Reis und Grieß. Erst recht, wenn es um luxuriöse Güter wie Kaffee geht. Nicht zu reden von den Apothekern, die auf präzise Waagen angewiesen sind.
Bühler macht sich mit seinen besten Konstrukteuren an die Arbeit. Ergebnis: Gut ein Jahr nach dem denkwürdigen Gespräch mit Stirn erteilt das Reichspatentamt am 21. Oktober 1921 der „Optima Maschinenfabrik“ das Patent einer „Präzisionswaage mit selbsttätiger Absperrung des Zulaufs zur Waagschale“.
Wilhelm Stirns weitsichtige Idee in Verbindung mit der schöpferischen Tatkraft des Unternehmers Otto Bühler macht sich bezahlt: Die automatische Präzisions-Abfüllwaage wird ein erster Erfolg, auf dem sich aufbauen lässt.
Gut möglich, dass es diese positive Grunderfahrung ist, die dafür sorgt, dass bei Optima die Offenheit für neue Impulse stets einen hohen Stellenwert genießt. Eine Haltung, die sich bis heute nicht verändert hat.
Frühjahr 2007: Eine Zugfahrt kann inspirierend und aufregend zugleich sein. Das jedenfalls sollten Sabine Gauger, damals Marketingleiterin bei Optima und Kurt Engel, Geschäftsführer des Technologiezentrums Schwäbisch Hall feststellen.
Sie waren zu Besuch im „Measurement Valley“, einem Cluster von Messtechnik-Spezialisten in der Region Göttingen, um Einblicke in ein gut funktionierendes Netzwerk zu erhalten. Mit vielen neuen Gedanken und Ideen im Gepäck geht es nach einem spannenden Treffen und aufschlussreichen Gesprächen zurück zum Bahnhof. Die beiden sind sich einig: Genau das ist es, was die zahlreichen Unternehmen der Verpackungs- und Abfüllindustrie im Landkreis SHA brauchen. Eine Plattform, die der Branche den Stellenwert gibt, den sie verdient. Die es Kunden erleichtert, Partner zu finden. Und es den Mitgliedern ermöglicht, Synergien zu nutzen. Eine Art moderner Nachfahre des historischen Vorbilds der Samstagsgesellschaft also, nur mit klarem Branchenbezug. Und alles eine Nummer größer.
Seit Jahren wird bereits darüber gesprochen – und Gespräche zwischen den Verpackern gab es schon einige. Was bisher fehlt: die Initiative und die Gründung.
Auf dem Weg zum Zug dann die Nachricht: Der Bahnhof wurde aufgrund eines Sicherheitalarms evakuiert und abgesperrt. Kurt Engel tendiert weiterhin zur Zugfahrt. Könnte dabei doch bereits die Satzung des neu zu gründenden „Packaging Valleys“ Gestalt annehmen. Und siehe da: Schneller als gedacht, wird Entwarnung gegeben – der Zug kann mit Verspätung doch noch losfahren. Mit leicht mulmigem Gefühl treten die Fahrgäste ihre Reise an. Einige Stunden später kommt die Abordnung aus Schwäbisch Hall wohlbehalten in der Heimat an. Und mit ihr der erste Satzungsentwurf für den eingetragenen Verein Packaging Valley Germany!
Die grundlegenden Ideen der Kooperation haben sich seit den Zeiten der„Samstagsgesellschaft“ nicht wesentlich verändert. Mit einem gravierenden Unterschied: Handelte es sich damals um eine reine Herrenrunde – die Gattinnen der Unternehmer trafen sich separat zum „Kaffeeklatsch“ – so steht heute an der Spitze des Packaging Valley eine Frau: Sabine Gauger von Optima. Es hat sich eben was getan, in 100 Jahren.
Auch Qesar feiert 2022 ein nicht alltägliches Jubiläum. Seit 20 Jahren ist das Netzwerk weltmarktführender Sondermaschinen- und Anlagenbauer plus deren Lieferanten aktiv – und Optima von Anfang an dabei.
Die Gründer, Jochen Latz und Hans Bühler, kennen sich schon lange. Auch beruflich gab es immer wieder Berührungspunkte. So entstand die Idee für Qesar. Gemeinsam erzielen die Poolpartner durch Bedarfsbündelungen beste Einkaufsbedingungen. Davon profitieren die Kunden weltweit.
Vom einstigen Einkaufspool hat sich Qesar zu einer industriellen Kooperation weiterentwickelt. Neben den Einkaufsvorteilen bietet das Netzwerk einen wichtigen Austausch zu aktuellen Themen.
Optima pflegt insgesamt über 30 weitere Kooperationen und Netzwerke. So zeigt das Unternehmen sein Engagement zum Beispiel auch beim Thema Aus- und Weiterbildung. Sei es bei den Hochschulen oder – gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg und namhaften Unternehmen aus der Region – als Gesellschafter bei dem Digital Hub „hfcon GmbH“, dessen Ziel es ist, die vorwiegend mittelständisch geprägte Wirtschaft der Region beim Prozess der digitalen Transformation zu unterstützen.